Ich habe abgestillt! Wieso, weshalb, warum – wie es mir dabei gegangen ist und wie ich es letztendlich „geschafft“ habe? Hier kommt meine persönliche Geschichte:
Abstillen – Das ist meine persönliche Geschichte!
Meine Stillgeschichte
Dass ich Stillen werde, war für mich von Anfang an klar. Ich habe mir nie großartig Gedanken gemacht, ob ich mein Baby mit der Flasche oder der Brust ernähren möchte, sondern schon immer gewusst, dass ich es stillen möchte. Schon in der Schwangerschaft habe ich einen eigenen Still-Workshop gemacht, der mich aber etwas verunsichert hat, irgendwie war es damals zu viel auf einmal und ich war vom Kopf her noch nicht bereit für so viel detaillierte Information. Trotzdem war ich wirklich froh, mit viel Hintergrundwissen an die Sachen rangehen zu können – der wichtigste Punkt, den ich aus dem ganzen mitgenommen habe, war: Du kannst stillen, wenn du möchtest!
Im Nachhinein weiß ich, dass diese Aussage leider nicht für alle Mamis stimmt und dass es viele gibt, die lange ums Stillen gekämpft haben, wo es dann doch nicht funktioniert hat. Doch mir hat dieser Satz die Gewissheit gegeben, dass das problemlos klappen wird.
Direkt nach der Geburt habe ich Marlene angelegt und sie hat sofort zu saugen begonnen. Es war wirklich ein wahnsinnig einfacher Start ins Mama-Sein, da Marlene von Anfang an richtig getrunken hat. Meine Milch reichte zwar in den ersten Tagen nicht aus, sodass wir im Krankenhaus zufüttern mussten, doch gleich nachdem mein Milcheinschuss kam, ging es richtig gut weiter. Über meine Stillgeschichte habe ich übrigens schon einen eigenen Beitrag geschrieben, den ihr hier nachlesen könnt: Stillen & Muttermilch abpumpen: Meine Erfahrungen
7,5 Monate Stillglück
Ich habe wirklich wahnsinnig gerne gestillt und hatte immer so viel Milch, dass ich vermutlich noch weitere fünf Kinder stillen hätte können 😀 Natürlich hab auch ich die Stillerei in ein paar Nächten verflucht, da ich einfach nicht mehr wollte – aber im Grunde fand ich es immer schön und praktisch. Nicht nur, dass es die preiswerteste Methode ist – auch nachts ist es so viel einfacher, einfach seinen Busen auszupacken, das Baby anzulegen, und einfach weiter zu schlafen. Jedes Mal aufstehen, Flasche geben, warten bis das Baby fertig getrunken hat und danach erst schlafen zu können, ist dann doch viel mühsamer. Klar könnte man argumentieren, dass dann auch mal der Mann übernehmen kann, aber mir hat es zu 95% tatsächlich nichts ausgemacht. Gerade untertags habe ich es richtig genossen, wenn ich Marlene stillen konnte. Das waren immer unsere gemeinsamen Minuten, die nur uns beiden gehört haben. Ich werde mich immer daran erinnern, wie ihre kleinen Patschhändchen meine Brust gestreichelt haben oder mich später in den Hals gezwickt haben. Wir haben immer & überall gestillt, mir war das komplett egal, wenn ich in der Öffentlichkeit meinen Busen auspacken musste. Wenn das Baby Hunger hat, hat es eben Hunger – egal wo man sich gerade befindet.
Aber mit der Zeit wurde es immer mühsamer – Marlene hat sich so leicht ablenken lassen. Gerade wenn wir unterwegs waren, war es oft so schlimm, dass ich mich irgendwo komplett abseits hinsetzen musste und Marlene unter einer Stoffwindel verstecken musste. Nicht, damit uns niemand sieht, sondern damit Marlene niemanden sieht.
Fläschchen und Beikoststart
Wie schon in dem früheren Beitrag erwähnt, habe ich relativ bald zum Abpumpen begonnen. Ich wollte mir damit meine „Freiheit“ zurückerobern und mich für mehrere Stunden „freispielen“, damit ich auch mal wieder etwas nur für mich alleine machen konnte. Während andere für solche Fälle einfach ein Fläschchen mit PRE-Nahrung parat hatten, wollte ich unbedingt, dass Marlene nur Muttermilch bekommt. Außerdem hat das Abpumpen bei mir super funktioniert und ich habe mir nach und nach einen Muttermilch-Vorrat aufgebaut (auf den ich heute noch zurückgreife, dazu später mehr).
Als Marlene 5,5 Monate alt war, waren wir mit Freunden übers Wochenende weg und ich wollte unbedingt auch 1-2 Aperol Spritzer trinken. Da es dort keine Möglichkeit gegeben hätte, Muttermilch zu kühlen bzw. ich mir dort das ganze Abpumpen einfach sparen wollte, haben wir ein paar Tage davor probiert, wie Marlene auf PRE-Nahrung reagiert. Und tja – ihr war es völlig egal! Generell bin ich so froh, dass sie von Anfang an das Flascherl super akzeptiert hat (und sie natürlich keine Saugverwirrung bekommen hat) – das war wirklich eine große Erleichterung! Von da an haben wir ihr immer abends zum Einschlafen ein Fläschchen mit PRE-Nahrung gegeben, damit sie sich daran gewöhnt.
Fast gleichzeitig haben wir mit der Beikost begonnen, wodurch ohnehin nach einigen Wochen zwei Stillmahlzeiten ersetzt wurden. So hat es sich eingependelt, dass ich eigentlich sowieso nur noch untertags gestillt habe, weil Marlene nach ihrem Abendbrei das PRE-Fläschchen bekommen hat. Zu dieser Zeit waren wir gerade auf Urlaub und ich wollte abends hin und wieder 1-2 Gläser Wein trinken, weshalb ich auch nachts nicht gestillt habe, sondern wir ihr ein Fläschchen gegeben haben. Mein Körper hat sich schnell daran gewöhnt und ich hatte erst morgens wieder einen vollen Busen.
Tschüss Stillbeziehung
Vor der Geburt war ich mir sicher, dass ich genau 6 Monate stillen werde – keinen Tag länger. Doch je näher die 6-Monats-Grenze kam, desto gelassener war ich. Eigentlich ist es doch wirklich egal, wie lange man stillt – solange es für beide Seiten passt. Für mich war nur klar, dass ich nicht stillen möchte, bis Marlene schon reden & herumlaufen kann bzw. hätte mir stillen mit Babyzähnen auch nicht wirklich vorstellen können.
In den letzten 3-4 Wochen habe ich nur noch untertags gestillt, was ich wirklich total genossen habe. Immerhin ist mir da schon bewusst geworden, dass die Stilleinheiten gezählt sind und unsere Stillbeziehung nicht mehr ewig dauern würde. Das tatsächliche Abstillen kam dann aber trotzdem relativ schnell – für mich im Endeffekt ZU schnell.
Gedankenchaos
Ich will nicht mehr stillen, ich will endlich wieder Alkohol trinken dürfen, meine Mami-Freundinnen haben schon alle abgestillt, ich will auch mal länger alleine sein können, ich will meinen Körper endlich wieder für mich haben… Aber: Stillen ist das Beste für mein Kind, durchs Stillen ist mein Baby vor so vielem geschützt, eigentlich stille ich ja gerne, nehme ich Marlene nicht total viel weg?…
Ich kann euch gar nicht sagen, wie viel und oft ich herum überlegt habe – es war wirklich ein großes Gedankenchaos in meinem Kopf!
Abstillen gegen Schlafprobleme
Dass eine frischgebackene Mama Schlafprobleme hat, ist wohl bekannt. Aber obwohl Marlene 12 Stunden komplett durchschläft, seit sie sechs Monate alt ist, traf das leider auf mich nicht zu. Im Gegenteil – seit sie so brav schläft, wurden meine eigenen Nächte immer schlechter und schlechter. Zum Schluss lag ich fast jede Nacht von 00:30-04:30 Uhr komplett wach im Bett, was auf Dauer richtig an den Kräften zehrte. Da wusste ich, ich muss etwas ändern. Fragt mich nicht, ob es der richtige Weg war – aber zu diesem Zeitpunkt war es für mich irgendwie klar, dass sich meine Schlafprobleme lösen, wenn ich abstille. Und so war es dann auch! Keine Ahnung ob es an der Hormonumstellung lag oder daran, dass ich nicht mehr ewig hin und her überlegen musste – seit ich abgestillt habe, schlafe auch ich endlich wieder durch!
Der Abschied
Als ich mich dazu entschieden habe, komplett abzustillen, haben wir davor pro Tag noch 3-4x gestillt. Ich habe einfach jeden Tag eine Stillmahlzeit durch eine Flasche ersetzt – und nebenbei ganz viel Abstilltee (gibts in der Apotheke) getrunken. Ich hab gemerkt, wie schnell sich mein Körper daran gewöhnt – mein Busen war zu der Zeit kein einziges Mal so voll wie früher. Innerhalb von 4 Tagen hatte ich es „geschafft“ – wir hatten alle Mahlzeiten ersetzt, was für Marlene zu keinem Zeitpunkt ein Problem war. Absolut nicht! Ihr war es eigentlich immer komplett egal, ob sie Flasche oder Busen bekommt – Hauptsache Milch! Eigentlich habe ich mir keinen Stress mit dem Abstillen gemacht und wollte es so lange auslaufen lassen, wie es eben dauert. Doch an dem einen Morgen war es für mich so klar, dass es das letzte Mal sein würde – ich hab es einfach total gespürt, dass es jetzt soweit ist und es das Richtige ist. Deshalb habe ich es richtig zelebriert, habe mir viel Zeit gelassen und jede einzelne Minute genossen. Und ja – ich hab dabei geheult wie ein Schlosshund. Es war wunderschön – und jetzt ist es vorbei!
Die richtige Entscheidung?
Der Zeitpunkt hätte nicht passender sein können – genau an dem Wochenende bin ich mit einer lieben Freundin auf kurzen Wellness-Urlaub gefahren… Die erste Nacht ohne Marlene (dafür mit Milchpumpe, die ich ein einziges Mal verwendet habe)! Deshalb war für mich der Still-Abschied an diesen zwei Tagen nicht so schlimm. Erst an den Tagen darauf war es wirklich komisch, Marlene die Flasche zu geben und nicht mehr zu stillen. Da ich früher so wahnsinnig oft & viel abgepumpt habe, habe ich immer noch einen Muttermilch-Vorrat im Tiefkühlschrank (bzw sogar in insgesamt drei Tiefkühlschränken, weil ich auch bei meinen Eltern und meiner Schwester etwas gelagert habe), den ich langsam aufbrauche.
Ich muss schon sagen, dass es ein absolutes Gefühlschaos war – das hätte ich wirklich nie gedacht! Einerseits hatte ich Zweifel – vor allem da Marlene gerade krank ist und Muttermilch ja doch eine gute Medizin wäre, trotzdem weiß ich, dass es genau so gut war – für UNS! Eine Stillbeziehung ist nun mal eine Beziehung zwischen zwei Menschen – und die muss für beide Seiten passen.
Fun Fact: Übrigens habe ich seit dem Abstillen erst an einem Abend 2 Gläser Wein getrunken…
Wie lange habt ihr gestillt? Wie habt ihr abgestillt? Habt ihr noch Fragen zum Abstillen?
5 Comments
Liebe Katii,
wow, ich wusste gar nicht, dass es auch Still-Workshops gibt! Aber ich muss auch gestehen, dass ich mich mit dem Thema nie auseinander gesetzt habe. Ich habe auch keinen Schwangerschaftsvorbereitungskurs oder ähnliches besucht. Die Angst vor zuviel Wissen war einfach zu groß. Bei einer Freundin hatte ich gesehen, wie sie sich furchtbar gestresst hat. Mit allerlei Informationen. Risiken bei der Geburt, beim Stillen, beim Nichtstillen und so weiter. Ich wollte das nicht.
Das Stillen war eigentlich kein Problem bei uns. Ein Problem war tatsächlich das Abstillen. Mein Kind hatte einfach zu wenig getrunken, wenn es nicht an der Brust lag. Die angebotenen Fläschen, bis auf das Abendfläschen, was der Papa immer gab, wurden rigeros abgelehnt.
In einer Verzweiflung habe ich mich damals an eine Hebamme gewandt, die mir aber sagte, dass ich mein Kind ja noch bis zum zweiten oder dritten Lebensjahr stillen könnte. Das war für mich keine Option. Ähnlich wie bei dir, wollte ich auch irgendwie meinen Körper zurück und ja, auch mal in ein leckeres Mettbrötchen beißen.
Schlussendlich hat mir meine Oma beim Abstillen geholfen. Ihre Tipps haben mich wirklich nach vorn gebracht. Leider wusste ich nicht, dass es Abstilltees gibt. Schade. Die hätte ich wohl gut gebrauchen können.
Danke, dass du deine persönliche Geschichten so offen mit uns geteilt hast.
Liebe Grüße,
Mo
Guten Abend, da ich kinderlos bin habe ich mich mit dem Thema noch gar nie so auseinandergesetzt. Wahnsinn wieviele Gedanken du dir darüber gemacht hast, ein wirklich informativer Beitrag. Und ja, im Endeffekt muss es jede Mutter für sich selbst entscheiden ob sie stillt oder nicht und wenn ja wie lange sie das tut, so denke ich jedenfalls =) GlG, Janina
Guten Abend,
ich habe 3 Kinder und beim ersten habe ich nur 14 Tage gestillt, dann hatte ich eine fiese Entzündung und mein Sohn bekam die Flasche, beim 2. Kind konnte ich wenigstens schon 4 Monate stillen und beim letzten 5 Monate, aber irgendwann reichte immer die Milch nicht mehr aus. Hab mir aber keine großen Gedanken gemacht, dann war es eben so… Alle 3 sind gesund und auch mit Flasche groß geworden. Ich muss sagen, dass ich auch jedesmal dann irgendwann die Freiheit genossen habe, dem Papa die Kinder überlassen zu können und mal wieder auszugehen ohne auf die Uhr schauen zu müssen.
Schade finde ich, wenn es gar nicht erst probiert wird, zu stillen.
Meine Maus ist jetzt 13 Monate und ich Stille sie nachts Immernoch. Sie hatte bisher immer alle Flaschen verweigert. Sie trinkt nur an der Brust. Lediglich bei Wasser trinkt sie aus einer Flasche mit Strohhalm. Ich bin wirklich sehr gespannt wann wir es schaffen abzustellen.
Liebe Grüße
Fio
Liebe Kati!
Ich bin ja noch keine Mami kann mir aber durchaus vorstellen, dass sich da einiges in deinem Kopf abgespielt hat. Wichtig ist, dass man sich auf sein Gefühl verlässt, wie in allen Lebenslagen. Und wenn es für dich und Marlene funktioniert, kann es nur richtig sein.
Alles Liebe,
Julia