Baby

Willkommen kleine Marlene: Mein Geburtsbericht.

05/05/2019

Auf einmal machte es „Flatsch“ – die Fruchtblase war geplatzt. Und wir wussten: Jetzt gibts kein Zurück mehr! Jetzt kommt unser Surfergirl zur Welt! So war die Geburt unserer kleinen Marlene:

Mein Geburtsbericht

Lange habe ich überlegt, ob ich einen Geburtsbericht schreiben soll.. immerhin ist es etwas ganz Privates und sehr Intimes. Doch ich möchte meine Geschichte aufschreiben – und sei es für mich selbst. Es heißt ja, dass man die Details seiner Geburt schnell wieder vergisst und nur noch die schönen Erinnerungen behält. Hier folgt übrigens die ganze Story – wem das zuviel ist, bitte wegklicken! Mir wurde in diversen Geburtsvorbereitungskursen immer wieder gesagt, ich solle ja keine Geburtsberichte im Internet lesen – immerhin ist jede Geburt so individuell, dass man keine miteinander vergleichen kann und sich auf nichts einstellen sollte. Deshalb: Weiterlesen auf eigene Gefahr! 😉

Cranio Sacral & komische Bauchkrämpfe

Alles begann am Freitag, den 8. März 2019. Ich hatte in der Früh meinen dritten Cranio Sacral-Termin, auf den mich meine Therapeutin schon länger vorbereitet hat: Wenn ich wollte, könnte sie „den einen speziellen Griff“ bei mir machen, nach dem bei all ihren Patientinnen die Babies 1-2 Tage später kamen. Das Babyzimmer war zu dem Zeitpunkt fertig und ich wusste – für mich selbst würde es nie den perfekten Termin geben. Matthias hat anfangs dieser Woche gesagt, ich solle bitte das Baby bis Freitag drin behalten, denn er hätte in der Woche noch so viele wichtige Dinge in der Arbeit zu erledigen. Es war Freitag und ich „erlaubte“ den Griff… und glaubte auch irgendwie daran. Die Therapeutin hat zwar gleich gesagt, dass sich das Baby nur dann auf die Reise macht, wenn es selbst auch bereit ist, ansonsten nütze der Griff trotzdem nichts.

Am Nachmittag kamen meine Eltern und meine Oma zum Kaffee und wir haben noch gescherzt, dass wir nach dem Wochenende ein Baby haben würden (errechneter Geburtstermin wäre übrigens erst eine Woche später gewesen). Nach dem Treffen war ich so müde, dass ich (zum Glück!) noch ein relativ langes Mittagsschläfchen machte.

Matthias kam erst total spät von der Arbeit heim, da er noch alles fertig machen wollte und gegen 20 Uhr ging es bei mir los mit total komischen Bauchkrämpfen. Aus meinen Geburtsvorbereitungskursen wusste ich – das können keine Wehen sein… Immerhin sind Wehen wellenartig (mal mehr/mal weniger schmerzhaft), fangen oben beim Bauchnabel an und ziehen nach unten. Bei mir wars allerdings ein ganz konstanter Schmerz ganz weit unten.

Der Blasensprung

Um 21 Uhr ging ich mit einer Wärmflasche ins Bett, weil ichs nicht mehr ausgehalten habe. Die Wärmflasche hab ich viel zu heiß befüllt und mir erstmal richtig schön den Bauch verbrannt, weshalb ich mir noch ein Handtuch geholt hab, das ich mir zwischen Wärmflasche und Bauch gesteckt habe. An Schlafen war trotzdem nicht zu denken. Um 23 Uhr kam dann Matthias ins Bett, wir haben noch kurz gekuschelt und um 23:20 Uhr wars dann soweit: Auf einmal machte es „Flatsch“ – die Fruchtblase war geplatzt. Und wir wussten: Jetzt gibts kein Zurück mehr! Jetzt kommt unser Surfergirl zur Welt! Mein erster Gedanke war nur „Scheisse – ich bin überhaupt nicht ausgeschlafen!“… Es war immer meine größte Angst, dass es abends losgehen könnte – aber das kann man leider nicht planen!

Übrigens hat man mir davor immer gesagt, dass wahrscheinlich bei einem Blasensprung nur wenige Tröpfchen abgehen würden, weil mein Baby schon so tief lag und in so einen Fall das Köpfchen die Lücke „abdichten“ würde. Denkste!

Zum Glück hatte ich das Handtuch mit im Bett – es war nämlich wie im Film! Das Fruchtwasser ist in einem Riesenschwall herausgeschossen. Was einem keiner sagt: Wie unfassbar grauslig das Gefühl ist… noch dazu bildet sich das Fruchtwasser laufend nach, sprich man läuft wirklich stundenlang komplett aus. Ich bin gleich mal aufs WC geflüchtet, während Matthias im Krankenhaus angerufen hat. „Bitte gleich kommen“ hieß es da. Wir beide hüpften noch schnell unter die Dusche und packten die letzten Sachen in meine Kliniktasche (von der ich natürlich 70% nicht gebraucht habe, aber dazu in einem weiteren Beitrag mehr!) und Matthias schnibbelte noch schnell für uns ein Müsli. Mit fetter Binde und einem Gästehandtuch in der Hose fuhren wir trotzdem relativ gemütlich nach Linz (das Handtuch war bis zum Eintreffen übrigens wieder komplett nass).

Check-in im Krankenhaus: Das letzte Foto zu zweit!

Check-in im Krankenhaus

Um ganz genau 00.00 Uhr „checkten“ wir im Krankenhaus ein (ich war bei den Barmherzigen Brüdern in Linz und total zufrieden!). Gleich gings mal los mit CTG schreiben, was normalerweise 20-30 Minuten dauert. Beim kleinen Surfergirl konnten die Herztöne aber irgendwie nicht richtig aufgezeichnet werden, weshalb ich insgesamt 3 Stunden dort lag. Ungefähr um 01:30 Uhr setzten dann die Wehen ein, die relativ schnell sehr regelmäßig waren (alle 4 Minuten). Ich setzte gleich die Ruheatmung ein, mit der ich eigentlich die ganze Geburt lang gut „gefahren“ bin… die bekannte Wellen-Atmung, die man während der starken Wehen verwendet, habe ich zum Beispiel nicht gebraucht.

Nach langen 3 Stunden (während der wir unser mitgebrachtes Müsli verspeist haben) durften wir endlich ins Zimmer. Dank meiner Zusatzversicherung bekamen wir ein Familienzimmer – sprich ein eigenes Zimmer nur für uns, in dem auch Matthias während des gesamten Krankenhaus-Aufenthaltes bei mir sein und auch dort schlafen konnte. Matthias hat zwei Stunden geschlafen bzw. gedöst, ich hab zwei Stunden lang Wehen veratmet und mir die ganze Zeit gedacht „Na hurra – das wird später noch viel ärger!“.

Um 5 Uhr mussten wir wieder zum Schwesternzimmer kommen und durften uns einen Kreissaal aussuchen – ich wollte ja eigentlich ins Wasser-Zimmer (mit Badewanne), das aber leider besetzt war. Luft und Feuer waren noch frei – ich hatte aber schon zu starke Schmerzen um mich in dem Moment für eines zu entscheiden… somit wurde es übrigens Luft.

Eigentlich hätte nur kurz der Muttermund kontrolliert werden sollen, dann hätten wir wieder zurück ins Zimmer gehen können… doch mein Muttermund war schon 3cm offen, deshalb „durften“ wir gleich im Kreissaal bleiben.

Die Hebammen fragten mich, ob sie mir ein Bad (in einem Nebenzimmer) einlassen sollten – da hab ich mich total drauf gefreut, immerhin gehe ich zuhause auch immer in die Badewanne, wenn mir etwas weh tut… aber soweit sollte es nicht kommen…

Weiter ging es jedenfalls mit Wehen veratmen – zum Glück habe ich das daheim so oft geübt, das fiel mir nämlich wirklich relativ leicht. Es hat richtig arg wehgetan, aber ich hatte einen super Rythmus und hab mir jede Wehe wie eine Welle vorgestellt, die mich näher zu meinem Baby bringt (Hypnobirthing-Kurs sei dank!). Matthias war übrigens die ganze Zeit an meiner Seite und hat mir im Nachhinein erzählt, dass ich ihm fast die Finger gebrochen hab, weil ich während der Wehen so arg zusammengedrückt habe. Außerdem hatte ich scheinbar einen ganz argen Gesichtsausdruck und riesengroße Pupillen – so als würde ich grad von einem Dämonen besessen sein 😀

Die erlösende PDA

Die Wehen wurden immer heftiger und ich wusste – lange packe ich das echt nicht mehr! Ein paar Stunden davor hörte ich aus einem anderen Kreiszimmer eine Frau schreien und dachte mir nur „Eieiei“ – zu dem Zeitpunkt war es bei mir selbst soweit. Aber das laute Schreien hat mir so geholfen – dadurch gings (zumindest ein bisschen) leichter. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund 5cm offen. Mir wurde ein leichtes Schmerzmittel gespritzt, trotzdem war ich gegen 7 Uhr an meiner absoluten Schmerzgrenze angelangt und schrie nach einer PDA (=Kreuzstich). Eigentlich wollte ich die Geburt wenn möglich ohne schaffen, aber die PDA war wirklich die allerbeste Entscheidung überhaupt! Mir wurde erklärt, dass ich mit PDA halt nicht mehr in die Badewanne gehen dürfte, was mir in dem Moment natürlich komplett egal war.

Bis die Anästhesistin endlich da war, verging eine weitere halbe Stunde. Ich wurde über mögliche Risiken aufgeklärt und hätte einen ewiglangen Fragebogen ausfüllen müssen, was Matthias für mich erledigt hat – selbst die Unterschrift zum Schluss war schon richtig zach! Die PDA selbst hat überhaupt nicht weh getan, war nur vom Vorgang her ein bisschen unangenehm. Dabei wird ja das Narkosemittel direkt ins Rückenmark gespritzt – man wird zwar örtlich betäubt, muss aber ganz ruhig dasitzen. Matthias musste inzwischen draußen warten – die Hebamme übernahm währenddessen seinen Part – sprich ich habe ihre Hand komplett zerquetscht und mit meinem Kopf voll gegen ihren Busen geschlagen (die tat mir wirklich richtig leid, aber in dem Moment ist man echt nicht Herr seiner Lage!).

Hektik & Stress

Als nach weiteren 20 Minuten die PDA wirkte, war das das schönste Gefühl seit Langem! Die Schmerzen waren quasi weg und die Wehen spürten sich nur mehr wie ein bisschen ein Druck an. Doch plötzlich ging alles ganz schnell und auf einmal waren ganz viele Menschen im Raum, die nur noch in Codes miteinander kommunizierten. Da wusste ich – da stimmt was nicht! Und was „Die HTs fallen ab!“ bedeutet, war nicht schwer zu erraten… Verschiedene Untersuchungen wurden gemacht und die Oberärztin versuchte, mit einem kleinen Stich in den Kopf des Babys dessen Blutwerte zu ermitteln, damit man sieht, wie es ihm geht. Leider klappte das nicht…

Übrigens kam im Endeffekt heraus, dass das CTG-Gerät meine und Marlene’s Herztöne immer wieder verwechselt hat… und ein Erwachsener hat ganz klar viel langsamere Herztöne als ein Baby. Trotzdem war die Hektik in dem Moment groß und natürlich macht man sich da ganz klar Sorgen, ob alles mit dem Baby in Ordnung ist.

Doch ein Kaiserschnitt?

An die ganz genauen Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern, auf jeden Fall ging die Hektik weiter und es hieß „Der Muttermund ist weg!“. Für mich ein Riesenschock – immerhin dachte ich nur… „Super, das heißt alles umsonst und das Ganze noch einmal von vorne?!“ Aber in der Fachsprache heißt das zum Glück etwas anderes – nämlich dass der Muttermund komplett geöffnet ist. Bei mir ging er also innerhalb von 1,5 Stunden von 5cm auf 10cm auf, was für den Geburtsvorgang aber viel zu schnell war, da sich das Baby noch nicht gedreht und gesenkt hatte. Die PDA wurde gestoppt und mir ein Wehenhemmer gespritzt. Jetzt hieß es also aufs Baby warten – und die mittlerweile eingesetzten Presswehen veratmen. Das war eigentlich fast das Schlimmste – es fühlt sich ein bisschen an, als müsste man richtig richtig richtig arg dringend groß aufs Klo – und darf einfach nicht pressen! Die Oberärztin meinte zu dem Zeitpunkt, dass ihr das überhaupt nicht gefiele, aber zum Glück überzeugten sie die Hebammen, noch zu warten, da in den letzten 15 Minuten doch einiges weitergegangen sei. Ansonsten wäre es an dieser Stelle vermutlich ein Kaiserschnitt geworden.

Wehe für Wehe veratmete ich und kreiste dazwischen die ganze Zeit im Vierfüßlerstand mit meinem Becken, in der Hoffnung, dass sich das Baby endlich nach unten auf den Weg machen würde und so war es zum Glück! Irgendwann hielt ich es absolut nicht mehr aus, dem Pressdrang zu widerstehen und die Hebammen erlaubten mir endlich, zu pressen.

Eine Wehe nach der anderen presste und presste und presste ich also. Ich merkte, dass sich etwas tut und irgendwann hieß es „Man sieht die Haare schon!“ Das war natürlich Motivation pur und ich war wirklich noch nie so zielorientiert wie in diesem Moment – ich wusste, ich bin auf der (trotzdem noch ewiglangen) Zielgeraden eines Marathons und dass ich trotzdem alles geben musste. Obwohl meine halb-tauben Beine (dank PDA) zu krampfen begannen, habe ich weitergepresst und weitergepresst.

Nach einiger Zeit kam die Oberärztin an meine Seite und flüsterte mir ins Ohr „Und bei der nächsten Wehe will ich von Ihnen keinen Mucks hören. Da pressen sie nur nach unten.“ Sie hat das so ernst gesagt, dass ich es absolut umsetzen wollte – also presste ich weiter… und trotzdem ging einfach nichts mehr weiter. Im Gegenteil – ich merkte selber, dass das Ganze irgendwie „steckte“. Irgendwann schrie ich nur mehr „Holt sie endlich raus!“ – und bei der nächsten Wehe wurde geschnitten.

Endlich war sie da

Und dann… war sie da! Und doch gleich wieder weg. Die Ärzte schnappten die kleine Marlene und brachten sie sofort in ein anderes Behandlungszimmer – für mich war das in dem Moment ein Riesenschock, ich hab sie weder schreien gehört noch wurde mir gesagt, was genau mit ihr passiert… Nur dass sie „kurz zum Untersuchen weg sei“. Ein paar Minuten später hörte ich endlich aus der Ferne ein Baby-Gebrülle und Matthias durfte Marlene holen, ist mit ihr am Arm zu mir gekommen und hat sie mir auf die Brust gelegt.

Dieser Moment hat mir vor lauter Freude fast das Herz zerrissen. Noch nie zuvor habe ich je so viel Glück gespürt – alles war absolut perfekt und Marlene das Allerschönste, das ich in meinem Leben gesehen habe. Natürlich habe ich geheult wie noch nie! Die Nachgeburt habe ich zum Glück überhaupt nicht gespürt und auch das Nähen meiner Geburtsverletzung war für mich nicht schlimm, weil Marlene auf mir lag bzw. neben mir gewogen und gemessen wurde.

Ungefähr 2 Stunden durften wir zu dritt im Kreiszimmer bleiben und uns erstmals kennenlernen – das waren sososo schöne Momente! Das Bonding (nackte Haut an nackte Haut) hätte man uns gar nicht im Vorfeld empfehlen müssen – das haben wir sowieso ganz automatisch gemacht. Übrigens habe ich knapp 45 Minuten nach der Geburt Marlene das erste Mal an der Brust angelegt – und sie hat sofort richtig gesaugt! Wahnsinn welche Kraft und welchen Instinkt so kleine Babies von Anfang an haben!

Danach gings in unser Familienzimmer, in dem wir uns erholten und richtig kennen lernten. Insgesamt 5 Tage waren wir im Krankenhaus und haben die Zeit dort „genutzt“, damit uns unsere Familien und ein paar ganz enge Freunde besuchen konnten – das wäre uns zuhause nämlich echt zu viel gewesen! Auch wenn die Zeit im Krankenhaus echt schön war – es war trotzdem kein Vergleich zu der ersten Zeit zuhause, aber dazu in einem späteren Beitrag mehr!

Auch wenn die Geburt das Härteste und Anstrengendste war, das ich in meinem Leben erlebt habe (und erleben werde), war sie alle Schmerzen wert! Marlene ist genau der Teil, der uns immer in unserem Leben gefehlt hat – auch wenn wir davon davor nichts wussten!

3 Comments

  • Reply Lena 05/05/2019 at 17:38

    Was für ein toller Beitrag! Ich hab auf der einen Seite jetzt mega Angst vor der Geburt aber auf der anderen Seite merkt man in deinen Worten einfach, dass die kleine Marlene alle schmerzen der Welt wert war 😍

  • Reply Verena 05/05/2019 at 20:33

    Das hast du so schön geschrieben! Ganz ehrlich und authentisch und trotzdem so schön emotional 🙂

  • Reply Ramona 05/05/2019 at 21:28

    Wow, echt fesselnder beitrag, respekt 👍

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